Im
Kajak von Gibraltar nach Ceuta / Afrika von
Peter Nicolai
Nigel Dennis hatte mir im Mai 2002 in
Anglesey angeboten, sein Camp in el Chorro in der Nähe von
Malaga/ Spanien für Kurse mit benutzen zu können. Ich
habe lange überlegt, ob ich den Flug nach Spanien machen sollte
nur, um mir ein Camp dort in den Bergen anzusehen. Dann aber erhielt
ich die Nachricht von Nigel, dass er wieder eine Querung von Gibraltar
nach Ceuta machen wolle. Dies gab den Ausschlag. Eine solche Gelegenheit
wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich fragte Thomas Kerberger
und Klaus Boll, ob sie nicht mit wollten und beide waren gleich
Feuer und Flamme. Unser Flieger ging am 2.2. nach Malaga, wo Nigel
uns vom Flughafen abholte. Der Plan war, schon am 3.2. morgens mit
Bus und Hänger nach Tariffa zu fahren. Nach einem kurzen Einkauf
unterwegs erreichten wir Tariffa gegen 16.00 Uhr.

Foto 1 An
der Westseite von Tarifa sind Kiteborder am Strand.

Foto 2 Die
Ostseite, unsere Startseite in Lee der Befestigungsanlagen des Hafens
von Tariffa.Schnell wurden die Boote verteilt und los ging die Reise
entlang der Spanischen Südküste. Ein frischer Wind von
hinten ließ uns die Strapazen des Fluges und der langen Busfahrt
schnelll vergessen.
Foto
3 Nach
2 Stunden Surf - es dämmerte schon - wurde schließlich
ein Lagerplatz gefunden. Wegen der Steilküste war es ziemlich
schwierig einen geeigneten Lagerplatz für 12 Personen zu finden.

Foto 4 Unser
Lagerplatz allerdings im Schein der Morgensonne. Einige schliefen
in Biwaksäcken in einem verfallenen Haus, wir zelteten am Strand
und hatten natürlich wieder mal einen Schutzengel. Das Nacht-HW
stoppte einen Meter vor unseren Zelten!
Foto
5 Das
Nachtmahl wurde wie der Name sagt im Dunkeln eingenommen, aber der
Wein schmeckte auch im Schein der Stirnlampen.
In der Ferne war unser Ziel
die Küste Afrikas zusehen. Am nächsten Tag hatte der Wind
aufgefrischt und kam von Westen - also Rückenwind war angesagt.
Es war ein fantastischer Surf, die Boote (Explorer und Greenlander
von Nigel Dennis) surften in den Wellen ab, ohne dass man groß
was machen musste.

Foto 6 Trotzdem
kam es zu zwei Kenterungen. Eine mit anschließender Rolle!
Eine mit wet exit. Das war aber kein Problem. Dennoch entschieden
wir uns um die Punta de Carnero in die Bucht von Algeciras zu paddeln
und eine Abnahme des Windes abzuwarten.
Normalerweise nimmt der Wind
gegen Abend etwas ab, sodass dann die Querung nach Gibraltar leichter
sein würde. Nach ausgiebigem Kaffee und Kuchen etc machten
wir uns gegen 15.00 Uhr auf den Weg. Leider hatten wir kein Glück,
der Wind hatte aufgefrischt und am Horizont war eine sich nähernde
Front zu sehen.
Foto
7 Je
mehr wir uns Gibraltar näherten, um so kabbeliger wurde das
Wasser.
Die Wellen liefen auf Kaimauern und Steilküste, sodass
es ordentliche Kreuzsee mit Klapotis gab. Einigen unserer Mitfahrer
war es dann doch etwas mulmig, eine Kenterung mit anschließendem
Schleppen im Päckchen war auch kein Vergnügen. Aber wir
konnten doch ohne Verluste den Schutz der Hafenmauer erreichen.

Foto 8 Das Boot des Kenterkönigs musste
hier erstmal richtig geleert werden.
Nachdem wir uns bei der Englischen Polizei gemeldet hatten
suchten wir unseren Lagerplatz am Rand der Landebahn des Flugplatzes
von Gibraltar auf, aber keine Angst, es startet nur einmal am Tag
eine Maschine und das mittags, sodass wir es dort schön ruhig
und gemütlich hatten. Dieser Platz wurde allerdings auch gerne
von Schmugglern aufgesucht, die Zucker und Zigaretten von Gibraltar
nach Spanien schmuggelten.

Foto 9 Frühstück am Rande der Landebahn
von Gibraltar.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Felsens mit seinen
Befestigungsanlagen, umrundeten wir nachmittags Gibraltar und schlugen
unsere Zelte am Strand direkt unterhalb eines Restaurants auf.

Foto 10 Klaus mit einem nahen Verwandten auf
dem Felsen von Gibraltar.
Nigel besorgte den Wetterbericht und bei einem ausgiebigen
Fischessen wurde die Route besprochen und fiel die Entscheidung
am nächsten Morgen um 8.00 Uhr auf dem Wasser zu sein und die
Querung nach Afrika bzw Ceuta, das ja eine spanische Enclave ist,
in Angriff zu nehmen.

Foto 11 Unser
Zeltplatz mit Aussicht auf ein kühles Bier und gutes Essen.
Am nächsten Morgen war es dann so weit.
Nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir um 8.10 auf
dem Wasser. Der morgentliche Wetterbericht hatte Nordwind 2-3 angesagt.
Das bedeutete Rückenwind und so rechneten wir für die
ca 13 Meilen Überfahrt mit 3 4 Stunden.
Zunächst ging es aber noch 2 Meilen an dem Felsen von Gibraltar
entlang. Ein herrlicher Sonnenaufgang begleitete den Start. Am Horizont
waren die Felsen von Ceuta und Afrika zu sehen.Da wir bei HW gestartet
waren, hatte ein leichter Weststrom eingesetzt, der aber eigentlich
nicht zu merken war. Mit dem Wind war das so eine Sache. Sollte
das Nordwind sein? Eigentlich kam er von Süden. Aber vielleicht
würde er sich ja noch ändern. Die Gruppe fiel schnell
auseinander, sodass wir immer wieder warten mussten, bis alle zusammen
waren. Zunächst sahen wir Gibraltar immer schön im Rücken
in nördlicher Richtung. Je mehr wir aber paddelten, um so mehr
wurde Gibraltar in der Deckpeilung nach Westen versetzt.
Da sich aber Gibraltar nun mal nicht bewegt, waren wir es wohl,
die nach Osten versetzt wurden. Je weiter wir uns von Gibraltar
entfernten, umso mehr kamen wir in einen Ost setzenden Strom. Schweres
Wasser (wegen des höheren Salzgehaltes) aus dem Mittelmeer
unterschichtet den Atlantik und von oben strömt das Atlantikwasser
ins Mittelmeer. Der Stromversatz war ca 3 Knoten nach Osten, das
ermittelten wir jedenfalls mit einem GPS. Also mussten wir vorhalten
bzw den Strom mittels Seilfähre queren.Leider hatten wir mit
dem Wetterbericht auch kein Glück. Der Wind Briste immer mehr
auf, sodass wir schließlich einen 4-5er von vorne hatten.
Die Paddelgeschwindigkeit wurde dadurch natürlich auch nicht
höher. So mussten schließlich zwei unserer Mitpaddler
geschleppt werden.
Nigel hatte in seinem Triton bereits einen etwas schwächeren
Teilnehmer mitgenommen und zusätzlich noch eine weitere Mitpaddlerin
im Schlepp. Da aber ein Teil der Gruppe dennoch die Paddelgeschwindigkeit
nicht mithalten konnte, fiel die Entscheidung, die Gruppe zu teilen.
In der zweiten Gruppe waren zwei starke Paddler, die sich wegen
der langsameren Paddelgeschwindigkeit dem Ziel in einem größeren
Bogen näherten. Nach anstrengenden 7 Stunden ereichte die erste
Gruppe die östlich von Ceuta liegenden Felsen.

Foto 12 Nach
unserer Ankunft auf den Felsen östlich von Ceuta.
Unser Kurs musste während dieser Tour
von zunächst 180 grad auf über 280 grad geändert
werden. Trotz starken Vorhaltes und Traverse waren wir nicht in
der Lage gewesen Ceuta anzulaufen.Wir warteten 45 Minuten sehnsüchtig
auf die zweite Gruppe und setzten dann die Fahrt nach Ceuta unter
Land im Kehrwasser fort. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir
den Hafen von Ceuta. Statt 3-4 Stunden hatten wir 9 Stunden benötigt.
Alle waren erschöpft aber glücklich, hier angekommen zu
sein.

Foto 13 Hafen
von Ceuta
Beim Chinesen erfolgte dann ein ausgiebiges Mahl und die Auswertung
der Querung. Am nächsten Morgen ging es mit der Fähre
zurück nach Algeciras und dann mit dem Bus zurück nach
el Chorro. Leider kann man nicht in die andere Richtung paddeln,
da das der Hauptdrogenumschlagplatz ist. Man muss dann damit rechnen
aufgebracht und gefilzt zu werden, was nicht sehr angenehm sein
muss.Es war eine tolle Tour auch wenn sie sehr anstrengend war.
Es hat nie wirklich Gefahr bestanden, weil die Gruppe aus vielen
sehr erfahrenen Seekajakfahrern bestanden hat. An dieser Stelle
möchte ich Nigel Dennis ausdrücklich für die super
geplante Tour danken. Es gab so viele logistische Probleme, die
von ihm schon im Vorfeld ausgezeichnet gelöst worden waren.
So stand unser Hänger mit einem Zweier schon in Gibraltar,
als wir dorthin gepaddelt waren, in Ceuta war unser Schlafplatz
im Hafen klar, wurden die Boote von einem Spanischen Freund zur
Fähre gebracht, und bei unserer Ankunft in Algeciras warteten
schon die Busse auf uns. |