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Seekajakausbildung
bei Nanuk –
ein Artikel von
Stefan Schorr im Kanumagazin

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Boote und mehr aus zweiter Hand.

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Andreas Thier

Hiddensee-Marathon 2005

Ein Paddeltag
Welch ein Tag! Die Uhr zeigt 09:40. Wolkenloser Himmel, es ist brütend heiß, obwohl die Sonne noch nicht im Zenit steht. Von Wind keine Spur. Die See ist ruhig, sehr ruhig. Die Oberfläche gleicht eher Öl als Wasser. Die Position ist etwa eine halbe Seemeile westlich der ‚Hucke' und die ‚Paddeltour' heißt Hiddenseemarathon 2005. Der Streckenverlauf ist einfach. Stralsund - im Uhrzeigersinn um Hiddensee - Stralsund. 40,5 Seemeilen. Mit einer kurzen Verzögerung wurde das Rennen gegen 0620 gestartet.
Achtzehn Seemeilen liegen bereits im Kielwasser. Achtzehn Seemeilen, das bedeutet etwa vierzehn- bis fünfzehntausend Paddelschläge. Und es liegen auch noch zweiundzwanzig Seemeilen vor dem Bug. Eine echte Herausforderung. Aber es ist eben auch dieses Lächeln da.... Es läuft gut Der Körper schnurrt wie ein Uhrwerk. Alles im ‚grünen Bereich'. Die Vorbereitung hat sich gelohnt. Kurzum - Es macht einfach Spaß. Von den hohen Temperaturen abgesehen sind die Bedingungen eine wahre Freude. Mitlaufender Strom im Strelasund unterstützt die Teilnehmer auf dem Weg nach Barhöft. Von Beginn an ein schnelles Rennen. Zudem ist ab Mittag NW Wind prognostiziert. Super!


Boote
Schnelle Boote - langsame Boote. Das klassische Thema bietet natürlich gerade auf so einer Veranstaltung viel Gesprächsstoff. Und hier gehört die Diskussion auch wirklich hin. Alle Teilnehmer bewegen sich in einem Geschwindigkeitsbereich, der oberhalb der des Durchschnitt-Wanderpaddlers liegt.
Oberhalb von vier bis viereinhalb Knoten sind die physikalischen Unterschiede der verschiedenen Bootstypen nicht zu leugnen. Gerade bei den herrschenden Flachwasser-bedingungen kommen sie auch deutlich zu tragen. Und man darf natürlich auch nicht vergessen, die sportlich ambitionierten Cracks fahren natürlich auch die heißen Kisten. Da wirken zwei schnelle Kräfte in die gleiche Richtung.
Eigene Versuche stützen die Erkenntnis, dass in diesem Geschwindigkeitsbereichbereich durchaus Unterschiede von 0,2 bis 0,5 Knoten bei gleichem Krafteinsatz bestehen. Genau diese Überlegungen gehen bei dem ‚öligen' Wasser durch den Kopf. Die Bugwelle des ‚Anas Acuta' signalisiert, dass das Boot quasi die optimale Verdrängerfahrt erreicht hat. ‚Viel mehr Krafteinsatz' führt dann leider nicht zu ‚viel mehr Geschwindigkeitszunahme'. Dennoch sind selbst nach zwanzig Seemeilen noch etliche von den Schnellen zu sehen. Das lässt immerhin eine gewisse Zufriedenheit aufkommen.

Weiter geht's
Noch immer ist der Himmel wolkenlos. Der Paddelrhythmus ist harmonisch. Frequenz und Krafteinsatz stehen in einem ökonomischen Verhältnis.
09:50 Überraschenderweise liegt die Geschwindigkeit auch seeseitig zwischen 4,5 und 5,0 Knoten. Überschlagsweise müsste eine Gesamtzeit um 8 Stunden zu realisieren sein. Smile! Die Veränderung wird zunächst gar nicht richtig bewusst. Angenehm streicht die kühle Luft über das Gesicht. Kühle Luft ? Moment, wo kommt denn kühle Luft her ? - Von NW setzt eine ganz leichte Brise ein. Noch immer keine Wolke am Himmel. Das fühlt sich nicht so richtig gut an. Der Blick auf die Karte verrät, noch zwei Seemeilen bis zur Kursänderung in Richtung Boddeneinfahrt. Also lieber etwas Speed zulegen. Nach dem Runden des ‚Enddorn'folgt eine kurze Landpause zum Pinkeln. Einmal Recken und Strecken den Rückengurt etwas justieren und nach 10 Minuten schnappt die Spritzdecke wieder zu.

Surf
Der Wind nimmt drastisch zu. Wie mit einem umgelegten Schalter aktiviert, frischt Starkwind aus NW auf. Bei den ersten Wellen ist es eine willkommene Abwechselung leicht geschoben zu werden. Schnell werden die Wellen in der Mündung zwischen ‚Bessinscher Schaar' und ‚Der Bug' aber steil und hoch. Aufgrund der Gewässereigenheiten sind die Wellen recht kurz. Nicht gerade ideal zum Surfen aber sie bieten dennoch Vortrieb. Die Bootsgeschwindigkeit nimmt wieder zu. Wow ! Nun denke ich mir "yes - mit dem ‚Anas Acuta' hast Du genau das richtige Boot unterm Hintern...". Heckruder, gelegentlich stützen und ab geht die Post...

Im Fahrwasserbereich ist ein Kajaker zu erspähen. Um die Schutzzone des Naturparkes nicht zu verletzen, muß ich meinen Kurs eh in Richtung Fahrwasser abstecken. Wirklich schnell geht es voran. Wir kommen uns allmählich näher. Ich erkenne Tanja mit ihrem Sirius.

Die Boddenansteuerung ist erreicht. Die Wellen sind nicht mehr ganz so heftig aber erfordern dennoch Konzentration. Der Wind scheint noch an Stärke zu gewinnen.. Meine Posiotion ist östlich von Tanja. Ein Motorboot der hervorragenden und verantwortungsbewussten Rennleitung des Stralsunder-Kanu-Club e.V. kommt auf Rufweite längsseits. Per Seefunk wurde eine Starkwindwarnung bis 8 Bft herausgegeben. Die Windspitze soll unser Seegebiet in 1,5 Stunden errreichen. Danke für die Info ! Ich informiere Tanja und wir tauschen uns kurz darüber aus. - Ok. Das ist zu wuppen. Denn mal fix 'nach Hause'. Wir sind zuversichtlich hinsichtlich schnell zurückzulegender verbleibender sechzehn Seemeilen.

Seefunk
Nach einer letzten fahrwasserbedingten Kursänderung von etwa 0,75 sm westwärts, geht es definitv gen Süden in Richtung Schaproder Bodden und Strelasund. Kurze Zeit später steuert uns ein Kutter der Nationalparkverwaltung (?) an. Tanja steuert nahe an den Kutter um eine Chance zu haben das Gerufene zu verstehen. Per Seefunk gab es eine Unwetterwarnung. Gewitter, Starkregen und Sturmböen. Das Rennen wird abgebrochen. Wir erhalten Order den Hafen von Schaprode anzusteuern. Nach fast dreißig Seemeilen in etwa 5:45 Stunden erreichen wir das ruhige Hafenbecken.

Schade. Schade. - In zwei Stunden wäre Stralsund erreichbar gewesen.... Klar es ist schon eine gewisse Enttäuschung. Allerdings sind alle noch in Schaprode einlaufenden Paddler erfahren genug, um die Entscheidung (auch im Nachhinein) ohne wenn und aber zu akzeptieren. Die Spitzengruppe war zum Zeitpunkt der Entscheidung schon weit genug durch, dass es für sie nicht mehr so kritisch war. Dennoch war es sicherlich gut, dass das Unwetter letztendlich knapp nördlich durchgezogen ist und somit niemand in Gefahr war. Während sich das Feld in Schaprode sammelt, nähert sich die Spitzengruppe Stralsund.

Ende?
Nein. Der sportliche Teil des Hiddenseemarathons 2005 hat zwar somit sein Ende gefunden. Die Veranstaltung an sich, ist allerdings noch lange nicht beendet. Mit viel Einsatzbereitschaft der tollen Crew des Stralsunder-Kanu-Club e.V. und der Marine werden die restlichen Teilnehmer eingesammelt und die Kajaks auf eine Barkasse der Marine verladen. Auf dem Weg zur Marineschule wird noch ein Sportboot, welches von der ‚Vierendehl Rinne' abgewichen ist, freigeschleppt. In der Marineschule stehen schon helfende Hände mit Fahrzeugen und Trailer bereit um den Transfer zum Vereinsgelände abzuwickeln.

Wieder beim Stralsunder-Kanu-Club e.V. angekommen, steht bereits Kaffee und Kuchen für alle bereit. In einem Großraumzelt besteht die Möglichkeit eine Massage zu genießen. Es ist an alles gedacht. Nach dem großen Frischmachen treffen sich Veranstalter, Helfer, Teilnehmer und Angehörige zur Siegerehrung der ‚Durchgekommenen' und zum anschließenden Grillen. Eine schöne und praktische Thermotasse für alle Teilnehmer wird dafür sorgen, dass auf mancher Kajaktour der Hiddenseemarathon 2005 in guter Erinnerung bleiben wird. Im Laufe des Grillabends entwickeln sich angenehme Gesprächsrunden und es wird selbstverständlich viel gefachsimpelt...

Dank
Besonderen Dank gilt es wirklich den vielen engagierten Organisatoren vom Stralsunder-Kanu-Club e.V. und den zahlreichen weiteren Helfern auszusprechen. Neben der angenehmen Atmosphäre auf dem wunderbar gelegenen Gelände des Clubs, ist sofort das Gefühl da, dass man unter Sportskollegen willkommen ist und herzlich aufgenommen wird.

Die hervorragende Organisation des Rennens mit der Unterstützung durch Begleitmotorboote und auch die Entscheidung, das Rennen aus Gründen der Sicherheit abzubrechen zeigt, dass die ‚Stralsunder' diese wahrhaft nicht einfach durchzuführende Veranstaltung voll im Griff haben. (Man bedenke nur mal die Rahmenbedingungen wie etwa : lange Gesamtstrecke, mitunter raues Revier seeseitig von Hiddensee, auseinander gezogenes Teilnehmerfeld.) Vielen Dank noch einmal!

Die Teilnehmer haben ebenfalls ihre Kompetenz unter Beweis gestellt. Nicht nur paddeltechnisch, indem sie die aufkommenden rauen Bedingungen gemeistert haben, sondern auch dadurch, dass sie den Weisungen der Rennleitung hinsichtlich des Abbruchs widerspruchslos gefolgt sind. Und zwar ohne zu meckern. Auch im Nachhinein, als festzustellen war, dass das Unwetter nördlich vorbei zog, hat keiner die Entscheidung der Rennleitung in Frage gestellt. Ich empfinde dies als ein echtes Kompliment für die Organisatoren.

Hiddenseemarathon 2006
Vom ersten Hiddenseemarathon im Jahre 2002, den ich mit meinem ‚Anas Acuta' absolviert habe, sind mir bereits einige Kajaker bekannt gewesen. Für manch einen Paddler mag die Veranstaltung vielleicht ein Saisonhöhepunkt sein. Für mich trifft das jedenfalls zu. Ich bin sicher, dass 2006 auch einige Teilnehmer von diesem Jahr wieder dabei sein werden. Außerdem möchte ich sportlich eingestellten Seekajakern Mut machen, vielleicht mal über eine Teilnahme nachzudenken. Es ist eine echte Herausfordeung. 40,5 Seemeilen sind ohne Zweifel eine lange Strecke. Aber man kann sich darauf vorbereiten und es auch schaffen. Und dazu ist auch kein ‚Rennseekajak' notwendig (es sei denn man hat Sieg-Ambitionen). Für die angemessene Vorbereitung finden sich in den heimischen Kanuvereinen sicherlich erfahrene Ansprechpartner. Meinen ersten Hiddenseemarathon habe ich in meiner dritten Kajaksaison mit meinem ‚Anas Acuta' erfolgreich absolviert. Demnach sollten langjährig, erfahrene Kanuten sich bestimmt dafür entsprechend vorbereiten können.

Im Bereich der deutschen Seekajakszene gibt es meines Wissens keine vergleichbare Veranstaltung, was eigentlich sehr schade ist. In jedem Fall ist es ein tolles Seekajak-Erlebnis.... Bis zum nächsten Jahr in Stralsund?

Andreas Thier

 


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